Pilgertreffen in Werl vom 12. – 15. Juni 2024
Seitdem wir ab 2016 mehrere Jahre auf dem Camino Frances unterwegs waren haben wir uns vorgenommen, unsere Kontakte aufrecht zu erhalten und weiter gemeinsame Zeit auf anderen Pilgerwegen zu verbringen. Zuletzt sind wir 2022 auf dem Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg gepilgert.
In diesem Jahr kam der Vorschlag, auf dem westfälischen Jakobsweg von Soest nach Dortmund unterwegs zu sein. Die Idee von Gaby Spiegelmacher wurde mit Begeisterung aufgenommen und sehr schnell war klar, dass ein Großteil unserer Pilgergruppe wieder mit dabei sein würde.
Mit viel Einsatz haben Gaby und Heinrich Spiegelmacher sowie unser Pilgerführer Uli Kryn dann unsere gemeinsame Zeit vom 12. – 15. Juni 2024 vorbereitet. Dabei haben wir in erheblichem Maße davon profitiert, dass Uli in Werl zu Hause ist, seine Heimat bestens kennt und außerordentlich gut vernetzt ist. Unser Dank gilt den Dreien, die maßgeblich dafür gesorgt haben, dass wir erneut schöne gemeinsame Tage verbracht haben.
Wir durften im wunderschön modernisierten Franziskanerkloster in Werl wohnen und übernachten. Der Franziskanerorden hat 2019 dieses Kloster und die Wallfahrtsseelsorge aufgegeben. Das Erzbistum Paderborn hat das Kloster gekauft und in zwei Jahren dann zu einem modernen Wallfahrtszentrum umgebaut. Wir haben uns in den komfortablen Zimmern, im gemütlichen Franziskuskeller und in der gesamten Anlage sehr wohl gefühlt.
Der direkte Zugang aus dem Kloster in die Basilika wurde für ein erstes gemeinsames Foto genutzt, diente aber sicherlich auch dem ein oder anderen zu einigen stillen Momenten in dieser wunderschönen Kirche.
Erste schöne Stunden in Werl, Abendessen im Restaurant „Im Winkel“ und ein gemeinsamer Abschluss im Franziskuskeller lassen den Tag ausklingen. Der nächste Tag beginnt mit einem leckeren Frühstück in der Bäckerei Hünnies, bevor uns der Zug nach Soest bringt.
Uli führt uns durch die sehr schöne alte Hansestadt. Zuerst bestaunen wir die „Wiesenkirche“. St. Maria zur Wiese gilt als eine der schönsten spätgotischen Hallenkirchen Deutschlands.
Wir kommen dann zur Teichmühle mit dem großen Teich. An einer Teichseite steht einmal im Jahr eine Wippe. Es handelt sich um die Nachbildung eines in der Schandfarbe gelb gestrichenen mittelalterlichen Strafinstruments. Damit wurden früher kleinere Vergehen geahndet. Heute werden nicht mehr echte Missetäter sondern Vertreter der Lokalprominenz gewippt. Also eine Ehrenstrafe, der jährlich viele Hundert Schaulustige beiwohnen. Die ausgewählten Vertreter landen dann in der Regel von der Wippe im Teichsumpf.
Der Weg führt uns zum historischen Altstadtkern mit mehr als 600 unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden. Bald stehen wir vor dem mächtigen Turm von St. Patrokli. Etwas versteckt entdecken wir das „Jägerken von Soest“. Der Jäger von Soest hat seinen Ursprung im Schelmenroman „Der abenteuerliche Simplicissimus“ von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Hier wird episodenhaft der Irrsinn des Dreißigjährigen Kriegs beschrieben. Eine Episode des Romans führt den Protagonisten Simplicissimus nach Soest, wo er als Jäger von Soest auftritt und mit teilweise sehr fragwürdigen Methoden Ruhm und Geld erwirbt.
Wir kommen dann zum Pilgrimhaus. Es handelt sich um den ältesten Gasthof in Soest, der früher auch als Pilgerherberge genutzt wurde.
Wir schaudern ein wenig, als wir an der früheren Hinrichtungsstätte der Stadt Soest vorbei kommen.
Über Ampen, Ostönnen, Mawicke und Westönnen pilgern wir zurück nach Werl.
In Ostönnen kehren wir noch in die Evangelische Kirche St. Andreas ein.
In der Kirche befindet sich die älteste bespielbare Orgel der Welt.
Sie wird als klang- und kulturgeschichtlich herausragendes Denkmal bewertet.
Leider konnten wir sie nicht beim Orgelspiel bewundern.
Vor dem wohlverdienten gemeinsamen Abendessen in gemütlicher Runde im Restaurant „Im Winkel“ noch ein weiterer Höhepunkt unserer gemeinsamen Tage.
Uli konnte den Stadführer Tobias Gebhardt gewinnen, der uns wahnsinnig sympathisch und ausgestattet mit seinem tiefen, profunden Wissen mit auf den Franziskusweg durch Werl nahm. Auf dem Denkmalpfad „Franziskusweg“ lernten wir historische Orte der Stadtgeschichte und das Gebet des heiligen Franziskus, den Sonnengesang, näher kennen. Dieses Gebet preist Gottes Schöpfung und fühlt sich mit ihr stark verbunden. Dabei werden die Orte durch Kunstwerke von Christian Göbel, Otmar Alt und Bert Gerresheim ausgestaltet.
Am zweiten Pilgertag werden wir von Werl nach Unna unterwegs sein. Der Weg führt uns von der Basilika durch den schönen Kurpark.
Wir verlassen Werl’s Zentrum und sind auf dem Weg nach Büderich. Hier ist Uli zu Hause. Er hat organisiert, dass die Kirche St. Kunibert für uns zu einer kurzen Einkehr geöffnet wird.
Wir setzen den Weg fort, treffen einige Male Bekannte und Weggefährten von Uli und erreichen einen wunderschönen Hohlweg, der uns an Wegabschnitte erinnert, die wir auf dem Camino Frances häufig erlebt haben.
Unser Weg führt uns weiter nach Holtum. Dort erwartet uns die Meditationskirche St. Agatha. Die Kirche bietet einen neuartigen meditativen Weg auf dem man inne halten kann.
Die Kirche hält viele Angebote zur Meditation durch Worte, Musik und Licht bereit. Trotzdem wir schon müde vom zurück gelegten Weg waren, haben wir gerne die Ruhe, das Lichtspiel und auch die Musik genossen.
Über Hemmerde und Stockum erreichen wir schließlich Unna. Nach einer Stärkung in Unna bringt uns der Zug wieder zurück nach Werl. Wir freuen uns, dass wir in Unna Heinrich Spiegelmacher treffen, der den heutigen Abend mit uns verbringen wird.
Gestärkt nach leckerem italienischen Essen geht es dann in den Franziskuskeller in unserem Franziskanerkloster. Gemeinsam erleben wir hier den Sieg der deutschen Fußballnationalmanschaft im Eröffnungsspiel der Europameisterschaft gegen Schottland.
Die Laune ist natürlich bestens.
So geht dann langsam der letzte gemeinsame Abend zu Ende. Morgen machen wir uns von Unna auf den Weg nach Dortmund
Der letzte Tag ist angebrochen. Nach einem gemeinsamen Frühstück fahren wir mit dem Zug nach Unna. Von dort werden wir uns auf den Weg nach Dortmund machen, wo unsere Pilgerwanderung dann enden wird.
Die Gruppe ist kleiner geworden. Einige müssen früher ihre zum Teil sehr weite Heimreise antreten. Die „Abtrünnigen“ werden herzlich verabschiedet. Wir sind uns schon jetzt einig, dass es nicht unser letzter gemeinsamer Pilgerweg gewesen ist.
Als wir in Unna starten, finden wir schnell ein passendes Motivfoto für hoffentlich weitere gemeinsame Ziele.
Wir tun uns heute etwas schwer nachdem wir Unna verlassen haben. Einige Male verlieren wir die Hinweise zum Jakobsweg und brauchen etliche Kilometer, bevor es uns gelingt, unseren Weg wieder zu finden.
Aber unser Orientierungssinn und natürlich die technischen Hilfsmittel sorgen dafür, dass wir nach geraumer Zeit wieder auf dem richtigen Weg sind.
Bevor wir uns dem Zentrum von Dortmund nähern, dürfen wir noch einige angenehme Kilometer in schöner Umgebung genießen.
Dann nähern wir uns dem Zentrum und kehren zur Stärkung noch in ein Café ein.
Es war eine gute Entscheidung, denn wenig später wurden wir ein kleiner Bestandteil von vielen Tausend deutschen, albanischen und italienischen Fußballfans, die sich auf das abendliche Spiel zwischen Albanien und Italien einstimmten.
Nur mit Mühe gelang es uns die Reinoldikirche zu erreichen.
In der Reinoldikirche endet der westfälische Jakobsweg und hier endet auch unsere diesjährige gemeinsame Pilgerwanderung.
Wir haben erneut eine schöne gemeinsame Zeit miteinander verbracht, bedanken uns nochmals herzlich bei den Organisatoren und glauben ganz fest daran, dass wir uns auf einem anderen Weg wieder zusammenfinden.
Allen ein herzliches Ultreia bis zu einem hoffentlich gemeinsamen Wiedersehen.