Pilgerziel Rom – Der dritte Abschnitt

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Pilgerziel Rom – Der dritte Abschnitt

Maria Diedrich

 

Forsetzung aus Jakobusfreund Nr. 35

… Am Montag verließ ich das Maintal und lief über die Höhen gut 16 km nach Aub. Anfangs verlief der Weg mäßig, aber stetig bergauf, erst im Wald, dann durch Felder mit Mais, Getreide, Rüben und dicken Bohnen. Bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein genoss ich den weiten Blick über die Felder in die Ferne. Etwa auf halber Strecke erreichte ich Hopferstadt. Mein Weg führte durch den netten kleinen Ort mit den typisch fränkischen Giebelhäusern und Scheunen und einer denkmalgeschützten sehenswerten Kirche. Auf Asphaltstraßen ging es weiter durch die Felder. Es gab kaum Bäume, Büsche oder Baumgruppen, nur ab und zu sorgten Mohn- und Kornblumen an den Feldrändern für etwas Abwechslung. In dem kleinen Ort Oellingen gab es zum Glück auf dem Friedhof eine Bank für eine Ruhepause, ehe ich weiterlief nach Aub. Dort traf ich zunächst auf eine Siedlung mit wunderschön angelegten Vorgärten und bestaunte die schönen Blumen. Im Tal der Gollach angelangt, lief ich über die historische Brücke in die Altstadt. Mein Hotel am Markt war schnell gefunden, aber ich stand vor verschlossener Tür mit dem Hinweis: „Montags Ruhetag“. Ich rief an, aber niemand meldete sich. Verunsicherung machte sich breit. Keine Nachricht und telefonisch niemand erreichbar, das hatte ich noch nicht erlebt.

Bei dem anderen Hotel am Markt, traf ich eine Frau an, die mir riet, in der nahe gelegenen Bäckerei nachzufragen, das sei Verwandtschaft. Dort beruhigte man mich, erreichte aber auch per Handy niemanden. Zuerst ruhte ich mich bei einem Glas Tee aus. Dann ließ ich meinen Rucksack in der Bäckerei und nutzte die Wartezeit für einen kleinen Rundgang durch den schönen historischen Ort. Bei einem der Stadttore entdeckte ich ein Lokal, das am Abend geöffnet war. Zumindest das Abendessen war also gesichert – immerhin etwas. Zurück in der Bäckerei war ich sehr erleichtert, dass meine Wirtin nun telefonisch erreicht wurde und ich hinüberlaufen konnte. Sie hatte nicht so früh mit mir gerechnet – ein Hinweis wäre trotzdem ganz nett gewesen. Abends war ich der einzige Gast und unterhielt mich mit dem netten Wirt des Lokals. Ich war sehr froh, dass sich alles gut gelöst hatte und vor allem, dass mein Bein nur noch wenig schmerzte.

Die nächste Etappe war im Pilgerführer bis Rothenburg vorgesehen, aber 26 km waren mir zu viel. In Bettwar, 5 km vor Rothenburg, konnte ich kein Zimmer mehr bekommen und deshalb hatte ich von dort eine Busfahrt nach Rothenburg eingeplant. Guter Dinge verließ ich Aub, lief am Schloss vorbei und fand bald einen schönen Weg durch den Wald statt der gekennzeichneten Asphaltstrecke. Wieder auf der Straße angekommen, sah ich Waldmannshofen mit dem großen Schloss schon von Weitem liegen, streifte den Ort aber nur. Bei strahlendem Sonnenschein ging es auch heute im leichten Auf und Ab meistens durch Felder. Ich durchlief die kleinen Orte Sechselbach, Frauental und Freudenbach. Dann folgte auf einen mäßigen Anstieg ein steilerer Abstieg hinunter ins Taubertal, das ich bei Tauberzell erreichte. Ich durchquerte den netten kleinen Ort und lief im Taubertal auf dem Radweg an Tauberscheckenbach vorbei nach Bettwar. Dort erkundigte ich mich nach der Bushaltestelle und wartete auf einer schattigen Bank auf den Bus, der erst in einer guten Stunde kommen sollte. Ich vertrieb mir die Zeit mit Lesen. Es wurde 17:30 Uhr, aber kein Bus erschien, auch nicht in den folgenden 20 Min. Das nette Ehepaar im Haus gegenüber, das mir schon etwas zu trinken angeboten hatte, brachte mich am Ende mit dem Auto nach Rothenburg, worüber ich sehr dankbar war. So erreichte ich dann doch noch kurz nach 18 Uhr mein Hotel, wo ich später ein leckeres Abendessen bekam. Ich hatte wieder einmal Glück gehabt. Am Ende war ich 22 km ohne Probleme gelaufen – ein sehr gutes Gefühl.

Am Mittwoch wollte ich eigentlich neben der Besichtigung von Rothenburg auch das kleine gestern ausgelassene Stück noch laufen. Aber weil es morgens keine Busse nach Bettwar gab und wegen der schlechten Erfahrung von gestern, gab ich den Plan auf und freute mich auf einen ganzen Tag in Rothenburg. Zuerst besichtigte ich den St. Jakobus-Dom. Für Pilger mit Stempelpass war der Eintritt frei – eine schöne Geste. Ein Info-Blatt führte mich durch das beeindruckende gotische Gotteshaus. Der bedeutendste der Altäre ist der berühmte Heilig-Blut-Altar von Tillmann Riemenschneider in der Westapsis.  Interessanterweise wurde diese Westapsis aus Platzmangel so angelegt, dass die Straße darunter hindurchführt. Um 11 Uhr schloss ich mich einer Stadtführung an. Neben Erklärungen zu einigen historischen Gebäuden gab der Stadtführer sehr aufschlussreiche Einblicke in die Geschichte der Stadt, was mir gut gefallen hat. Ebenso erfuhr ich, dass Papst Franziskus in Rothenburg Deutsch gelernt hat.

Nach der Mittagspause bestieg ich den Rathausturm – ein beschwerlicher Aufstieg auf immer enger und steiler angeordneten 220 Stufen. Aber die Aussicht von dem kleinen Umgang des Turmes war toll und entschädigte für die Anstrengung. Der Abstieg war noch schwieriger und ich musste mich tatsächlich ein paar Minuten auf die Stufen vor dem Rathaus setzen, die bei dem schönen Wetter gut bevölkert waren. Angeregt durch die Information des Stadtführers wollte ich nun das Weihnachtsmuseum von Käthe Wohlfahrt besuchen. Aber schon den Gang durch die riesige Ausstellung empfand ich als solche Reizüberflutung, dass ich keine Lust mehr auf das Museum hatte und lieber wieder hinausging. Einem weiteren Tipp des Stadtführers folgend, umrundete ich die Altstadt von der Klingenbastei aus auf dem Wehrgang der Stadtmauer. Ich genoss die tolle Aussicht auf Mauer, Türme und Tore, sowie über die Altstadt. Von der Spitalbastei aus besuchte ich das Plönlein und die Spitalgasse. Später genoss ich die tolle Aussicht vom Burggarten. Fußmüde und voller toller Eindrücke stärkte ich mich bei einem Italiener, ehe ich ins Hotel zurückging. Ein toller Tag mit vielen Informationen und Eindrücken, der Besichtigungstag war eine Superidee. Für morgen freute ich mich aufs Weiterpilgern.

Am Donnerstag folgte die gut 16 km lange Strecke von Rothenburg nach Schillingsfürst. Ich verließ das schöne Rothenburg durch die Spitalbastei und folgte einer Straße ins Taubertal. Kleinere Straßen führten nach Gebsattel und Bockenfeld. Dort staunte ich über ein gepflegtes Bahnhofsgebäude mitten in der Landschaft und erfuhr, dass der Bahnhof von 1905 bis 1971 in Betrieb war. Am Waldrand entlang stieg ich aus dem Taubertal heraus und leider begleitete mich bald der Verkehrslärm der A 7, die ich auf einer Brücke überquerten musste. Auf der Höhe folgte ein Waldweg, den ich ohne Hinweisschild und Wander-App gar nicht als Weg erkannt hätte. Die Brennnesseln reichten mir bis an die Oberarme und ohne lange Hosenbeine hätte ich dort gar nicht laufen können. Im Auf und Ab erreichte ich die Weiler Faulenberg und Wohnbach. Es folgte ein wunderschönes Waldstück an einem Bachlauf entlang, ehe ich noch einmal kräftig hinaufsteigen musste zur Siedlung Schafhof. Leider übersah ich dort den Abzweig zum Schloss Schillingsfürst. Schade! An einer tollen von einem Park umgebenen Villa entlang erreichte ich die kath. Kirche. Steil hinab lief ich ins Zentrum, wo ich mein Hotel am Markt entdeckte. Ebenso fand ich hier die sehenswerte evangelische Kirche und die Tourist-Info, wo ich einen Stempel der Via Romea bekam. Da das Schloss nur bis 16 Uhr geöffnet war, lohnte es sich nicht mehr, noch einmal hinaufzusteigen. So genoss ich es, viel Zeit zum Ausruhen und Lesen zu haben.

Für Freitag war die gut 20 km lange Strecke bis Feuchtwangen geplant. Beim Frühstück wurde mir angeboten ein Brötchen für unterwegs mitzunehmen, weil es unterwegs nichts gäbe, – sehr nett und sehr hilfreich. Im Zick-Zack lief ich aus Schillingsfürst heraus. Zumeist auf kleinen Straßen und wenig Wald passierte ich die Weiler Ziegelhütte und Ziegelhaus und erreichte Kloster Sulz, leider war die Kirche geschlossen. Heute war es drückend warm und anstrengend zu laufen, zumal ich nun lange auf der Straße in voller Sonne weitergehen musste. Ich passierte die Weiler Bortenberg und Baimhofen, ehe ich die A 6 überquerte und Vehlberg erreichte. Der folgende Aufstieg verlief durch den Wald und meine Mittagspause genoss ich auf einer schattigen Bank. Beim Weiterlaufen bewölkte es sich. Auf Hinterbreitenhahn folgte Vorderbreitenhahn, das einzige etwas größere Dorf heute. Kleine Waldstücke und Straßenabschnitte wechselten nun bis Feuchtwangen. Mit den ersten Regentropfen erreichte ich die Tourist-Info im Ortskern, wo ich einen Stempel, einen Stadtplan und Informationen zu den Bussen für morgen erhielt. Im Trockenen erreichte ich mein Hotel am Rand der Altstadt. Während ich geschützt im Zimmer saß, gab es einen sehr heftigen Regenschauer. Später konnte ich dann bei lockerer Bewölkung noch einen Rundgang durch die Altstadt machen und die sehenswerten Bürgerhäuser, den Markt und die beiden Kirchen bewundern.

Am Samstag folgte die gut 14 km lange Strecke von Feuchtwangen nach Dinkelsbühl. Weil dort alljährlich über Pfingsten ein großes Treffen der Siebenbürgener stattfindet, gab es keine Zimmer mehr und ich hatte geplant abends mit dem Bus wieder nach Feuchtwangen zurückzufahren. So konnte ich den heutigen Weg zur Abwechslung mit leichtem Gepäck genießen. Nur leider sah der Himmel bedenklich aus und beim Weiler Herrnschallbach fielen die ersten Tropfen. Ein Wartehäuschen bot sich zum Verweilen an. Schon bald goss es heftig und ich war heilfroh im Trockenen sitzen zu können. Nur rächte sich das leichte Gepäck: kein E-Reader, keine Powerbank, um ggf. das Handy nachzuladen, also war „Regenmeditation“ angesagt. Nach ca. ¾ Std. hörte der Regen auf, aber statt abgekühlt kam es mir noch schwüler vor als vorher. Auf der Asphaltstraße ließ es sich nach dem Regen problemlos weiterlaufen, aber in einem folgenden Waldstück wusste ich vor Matsch und Pfützen kaum, wohin ich meine Füße setzen sollte. Außerdem schwirrten die Mücken wild um mich herum. Eine Straße führte mich dann nach Dinkelbühl. Durch das Rothenburger Tor betrat ich die Altstadt, wo mich sofort der Trubel des Festes umfing: viele Menschen, viele Stände und Musik. In der Information erhielt ich einen Stempel und einen Stadtplan. Zunächst schaute ich in die große, hohe gotische Kathedrale, die schon von weitem zu sehen war – ein sehr beeindruckendes Bauwerk. Dann folgte ich dem Rundgang auf dem Stadtplan. Egal welche Straße ich auch entlang lief, jede war sehenswert. Dinkelsbühl hat sicher einen ebenso schönen historischen Stadtkern wie Rothenburg, nur heute war es leider sehr voll. Mit dem Bus fuhr ich zurück nach Feuchtwangen, war froh dort den richtigen Ausstieg zu finden und lief zurück zum Hotel. Die 14 km heute ohne schweren Rucksack kamen mir eher wie ein längerer Spaziergang vor und ich hatte großes Glück den Regen im Trockenen abwarten zu können. Dinkelsbühl würde ich mir gerne noch einmal in Ruhe ansehen.

Für den Pfingstsonntag waren die gut 19 km von Dinkelbühl nach Fremdingen-Raustetten geplant. Der Bus brachte mich wie geplant zurück nach Dinkelsbühl, aber schon während der Fahrt begann es zu regnen. In Dinkelsbühl suchte ich einen Unterstand und hüllte mich möglichst regenfest ein, ehe ich mich auf den Weg machte. Viele Siebenbürgener kamen mir in Trachten entgegen. Wie schade, dass ihr Fest so ins Wasser fiel! Hinter Dinkelbühl ging es auf einem Wiesenweg an der Bahn entlang. Die Fahrrinnen standen voll Wasser und das nasse, hohe Gras an den Seiten tat sein Übriges. Schnell waren Hose und Schuhe durchgeweicht. Es plästerte und plästerte. Der Himmel sah so aus, als würde es gar nicht mehr aufhören. Ich passierte kleine Siedlungen und erreichte nach ca. 2 Std. Wilburgstetten. Nun ließ der Regen tatsächlich doch nach, aber nirgends gab es eine trockene Sitzmöglichkeit für eine kurze Pause. Also ging ich nach einem kurzen Blick in die Kirche weiter. Ich erreichte einen Wald mit einem anfangs sehr rutschigen, aber dann für eine Weile gut zu laufenden Weg. Es war nun etwas heller geworden und die Stimmung stieg. Während ich wieder durch hohes nasses Gras laufen musste, überraschte mich der nächste Schauer. Und so wechselhaft ging es die restliche Strecke auch weiter, bis ich schließlich Fremdingen erreichte, wo ich mich in einem Bushäuschen kurz ausruhen konnte. Bis zum Ortsteil Raustetten, wo es die einzige Unterkunft in der Region gab, waren es noch ca. 2 km. Der ausgeschilderte Wiesenweg stand teilweise unter Wasser und Gräser und Brennnesseln standen so hoch, dass ich bis zu den Oberschenkeln wieder triefend nass wurde. In Raustetten angekommen, lief ich direkt auf den Gasthof zu. Ich wurde freundlich aufgenommen. Meine durchnässten Schuhe wurden zum Trocknen in den Heizungskeller gestellt, alles andere konnte im Zimmer trocknen. Abends wurde ein leckeres Spargelgericht serviert und es ergab sich eine nette Unterhaltung mit dem Wirt. Leider gab es kein Internet und kein W-Lan, also keine Orientierung für den nächsten Tag, kein Wetterbericht. Aber ein nettes Zimmer und trockene Kleidung waren mir an diesem Abend das Wichtigste.

Am Pfingstmontag stand die gut 17 km lange Strecke von Raustetten nach Nördlingen an. Kleidung und Schuhe waren getrocknet und heute sah es nach gutem Wanderwetter aus. Weil der Gastwirt einen Schlüssel hatte, konnte ich vor dem Aufbruch noch die kleine prachtvoll ausgestattete Kirche anschauen. Das erste Wegstück wurde mir beschrieben. Nach wenigen hundert Metern hatte ich zu meiner großen Erleichterung wieder Netz und konnte die Tour in der App öffnen. Da der Weg insgesamt sehr spärlich gekennzeichnet ist, hätte ich sonst große Probleme bekommen. Heute ging es mehrmals aus einem Dorf hinaus auf die Höhe und dann wieder hinunter ins nächste Dorf. In Marktoffingen machte ich einen Abstecher zur romanischen Kirche, die einschließlich Friedhof komplett von einer hohen Mauer umgeben war. An einer Bahnlinie entlang ging es weiter in Richtung Wallerstein. Das Schloss konnte ich nicht sehen, aber zumindest die Kirche und die Pestsäule habe ich dann doch gefunden. Während ich durch zwei weitere Dörfer lief konnte ich schon von Weitem den hohen Kirchturm der Nördlinger Kirche sehen. Ich betrat den historischen Stadtkern durch das Baldinger Tor und fand bald dahinter mein Hotel. Beim Einchecken gab es Probleme mit dem Bezahlen, weil der Kartenleser nicht funktionierte. Nach meinem Rundgang am späten Nachmittag durch die schöne Altstadt fand ich in der Sparkasse zum Glück noch einen Automaten, der Geld ausgab. Weil in der Region nirgends Kartenleser funktionierten, wurde über die Pfingsttage so viel Bargeld abgeholt, dass viele Automaten leer waren. Das war mir auch noch nie passiert.

Für Dienstag hatte ich von Nördlingen nach Harburg eine Alternativstrecke von gut 20 km geplant, da mir der gekennzeichnete Weg mit fast 26 km und vielen Höhenmetern zu anstrengend war und nicht sinnvoll unterteilt werden konnte. Beim Start freute ich mich über die geöffnete Tourist-Info und den schönen Stempel, den ich erhielt. Heute war es bewölkt, aber trocken, gutes Wanderwetter. Ich verließ Nördlingen durch das Reimlinger Tor und lief eine Weile durch Wohn- und Industriegebiete. Dann führte mein Weg über viele Kilometer an der Bahnlinie entlang, mal rechts davon, mal links, mal auf Schotter, mal auf Rasen und kurz auch auf Asphalt. Nach ca. 10 km erreichte ich Möttingen. Der Ort war wenig einladend von einer verkehrsreichen Hauptstraße durchzogen und ich war froh, als ich in ein Neubaugebiet abbiegen konnte. Ein Weg mit Bänken führte an der Siedlung vorbei, die mich zu einer kurzen Rast einluden. Über Wiesenwege und kleine Straßen erreichte ich Kleinorheim und im leichten Auf und Ab später Großorheim. Dort stieg ich hinauf zur Kirche, die aber leider verschlossen war. Im Tal der Wörnitz angekommen, folgte ich einem Radweg an der Straße entlang, ehe ich über einen Feldweg das versteckt liegende Harburg erreichte. Der Weg führte nun steil hinab an der kath. Kirche vorbei. Sie war offen und ich bewunderte vor allem die historische Bemalung.  In meinem Hotel am Marktplatz erhielt ich ein schönes Zimmer. Für meinen Stadtrundgang am späten Nachmittag fand ich beim Rathaus einen Flyer, der mir Punkte mit Scan-Codes anzeigte. Hatte ich diese eingescannt, wurde ich über die Gebäude und ihre Geschichte informiert. Ein interessanter individueller Stadtrundgang führte mich so durch die Altstadt auf der Burgseite und über die historische Wörnitz-Brücke. Den steilen Weg zur Burg hinauf, sparte ich mir, weil sie nicht mehr geöffnet war. Mit einem Abendessen im „Goldenen Lamm“ schloss ich meinen Rundgang ab. Insgesamt war ich sehr zufrieden mit der von mir gewählten kürzeren Strecke.

Am Mittwoch ging es durch das Tal der Wörnitz gut 16 km weiter nach Donauwörth. Über die Wörnitz-Brücke verließ ich Harburg entlang einer Landstraße. Zeitweilig war die Bundesstraße so nah, dass mich der Lärm nervte. Den Weg durch das Tal hatte ich mir idyllischer vorgestellt. Nach ca. 5 km überquerte ich Bundesstraße und Wörnitz und erreichte Ebermergen. Ich durchlief den Ort und musste dann auf einer nicht wenig befahrenen Straße weiter nach Wörnitzstein. Die Wörnitz teilt den netten kleinen Ort und eine historische Brücke führt auf die andere Seite. Schon von Weitem sah ich eine Kapelle auf einem Felsen den Ort überragen – imposant! Bis Felsheim musste ich weiter auf der Straße laufen, ehe ich auf einem Fuß- und Radweg Donauwörth erreichte. Im Zentrum besorgte ich mir Stadtplan und Stempel, ehe ich zu meiner etwas außerhalb gelegenen Pension weiterlief. Dort angekommen, war ich erleichtert,

dass die Schlüsselbox nach dem Eingegeben des Codes problemlos meinen Schlüssel frei gab. Nach kurzer Erholung in dem schönen Zimmer brach ich auf zur Besichtigungstour. Ich schaute mir die Mündung der Wörnitz in die Donau an und lief über die schöne Insel Ried in die Altstadt mit dem bewundernswerten Rathaus und den stattlichen Bürgerhäusern entlang der Reichsstraße. Aber den regen Autoverkehr durch „eine der schönsten Straßen Deutschlands“, empfand ich als sehr störend. Ich schaute mir noch die Münsterkirche und die Klosterkirche mit der Kreuzreliquie an, ehe ich mir einen leckeren Gemüseteller schmecken ließ.

Weil mir die heutige Strecke nach Meitingen mit gut 25 km zu lang erschien, fuhr ich mit dem Zug ca. 5 km weiter bis Bäumenheim. Einschließlich der Strecke zum Bahnhof waren so für mich noch 21 km zu laufen. In Bäumenheim fand ich einen wunderschönen Weg entlang der Schmutter, der mich in Meyfried wieder auf den ausgeschilderten Weg führte. Es folgten ein Industriegebiet, ein Wiesenweg, der meine Hose mal wieder durchnässte, und ein Bahndamm. Auf schmalen Straßen durchquerte ich kleine Dörfer und machte dann einen kurzen Abstecher zum Kloster Holzen. Hier luden Bänke zur Mittagsrast ein und ich verweilte einen Moment in der prächtigen barocken Klosterkirche. Im Hotel erhielt ich sogar einen Pilger-Stempel. Auf kleinen Straßen und Feldwegen überraschten mich mehrmals kurze Regenschauer, aber insgesamt war es nicht der Rede wert. Auch in Westendorf traf ich auf eine prachtvolle barock ausgestattete Kirche. Ein Fuß- und Radweg führte mich nach Meitingen. Das Gasthaus hatte Betriebsferien, aber telefonisch war jemand zu erreichen und ich erhielt ein schönes, helles Zimmer. Da es keine offene Gaststätte gab, ließ ich mir einen Fertigsalat aus dem nahen Lebensmittelmarkt schmecken.

Meine letzte Etappe sollte mich über ca. 21,5 km weitgehend am Lech entlang nach Augsburg führen. Mit großer Vorfreunde auf das Ankommen, aber auch mit etwas Wehmut verließ ich den Gasthof. Durch einen Park, an einem Trimm-Pfad entlang und dann durchs Feld erreichte ich den Lechkanal und überquerte ihn. Erst lief ich auf dem Damm, dann unterhalb im Schatten von Bäumen und Büschen – ein schöner Weg und ich genoss meine letzte Etappe. Nur Bänke gab es auf diesem Weg leider nicht, aber dann entdeckte ich eine schmale Treppe zum Lech hinunter, auf deren Stufen ich mich für eine kurze Rast setzen konnte. Nach ca. 15 km erreichte ich die Stelle, wo der Lechkanal vom Lech abzweigt. Hier führte mich meine App zu einem verschlossenen Gittertor, das ich nicht umgehen konnte, so dass ich einige 100 m wieder zurückgehen musste. Ich fand einen schönen ausgeschilderten Fuß- und Radweg durch den Wald. Aber wenig später nach der Autobahnunterquerung, führte meine App mich noch einmal ins Nichts, hier war der Fußweg offensichtlich für Baumaßnahmen einfach unterbrochen worden. Auf Umwegen an Kläranlage und Bauhof vorbei erreichte ich dann doch noch meinen Weg entlang der Wertach, der mich nach Augsburg hineinführte. Dort musste ich an einer vielbefahrenen Straße durch ein Gewerbegebiet ins Zentrum laufen zu meinem Jugendherbergshotel. Am Ende waren es gut 23 km. Aber ich hatte es geschafft, hatte mein Ziel Augsburg gesund und unversehrt erreicht, die Angst der ersten Tage war gewichen. Ich war meinem Fernziel Rom wieder ein Stück nähergekommen. Ein tolles Gefühl!

Am späten Nachmittag lief ich ins Zentrum. Aber der Stadtplan aus der Jugendherberge war schwer zu deuten und die Orientierung war schwierig. Als ich den Dom erreichte, war er schon geschlossen. Ich besorgte mir ein paar Lebensmittel und ließ den Abend in meinem Zimmer ruhig ausklingen mit dem Gefühl großer Dankbarkeit, ein wenig Stolz und der Vorfreude auf den morgigen Tag in Augsburg.

Am Samstagmorgen ging ich zuerst zum Dom, konnte ihn aber wegen eines Requiems nicht besichtigen. Die Tourist-Info machte zum Glück gerade auf, als ich dort ankam. Hier erhielt ich einen besseren Stadtplan, eine Stadtführung mit Audio-Guide gab es leider nicht. Also drehte ich meine eigene Runde. Im Jakobi-Viertel besuchte ich die Barfüßer-Kirche, ein Ort der Stille und Ruhe – sehr beeindruckend. Ich lief zur Fuggerei, einer von den Fuggern vor 500 Jahren angelegten Sozialsiedlung, die immer wieder in Stand gehalten und auf den aktuellen Stand gebracht wurde – beeindruckend und interessant. Aber ich fragte mich schon, wie es für die dort lebenden Menschen ist, quasi in einer Art Museum zu leben, wo die Leute Eintritt bezahlen um hineinsehen zu dürfen.  Meine weitere Runde führte mich zur Jakobi-Kirche und zum Jakobitor und später noch einmal zum Dom, den ich nun ansehen konnte. Der weitere Bummel führte mich an vielen historischen Häusern und Kirchen vorbei, sowie zum Roten Tor und der Augsburger Puppenkiste. Auf dem Rückweg hatte ich ein nettes Gespräch mit einer Frau, der ich heute mehrmals begegnet war und die sich als Fremdenführerin herausstellte. Dankbar und voller neuer Eindrücke beschloss ich den Tag.

Da mein Zug zurück nach Paderborn erst um 12:30 Uhr fuhr, hatte ich morgens noch Zeit ein kleines Museum zu besichtigen. Ich entschied mich für das Leopold Mozart Museum, das in dem Haus eingerichtet wurde, in dem er gelebt hatte – ein interessantes, schön gestaltetes Museum, das mir sehr gut gefiel. Auch für die Besichtigung des kleinen goldenen Saals blieb mir noch genügend Zeit. Es handelt sich um den Konzertsaal der ehemaligen Jesuiten-Schule, die Mozart besucht hat – ein wirklich prächtiger Raum, in dem auch heute noch Konzerte gegeben werden. Danach holte ich meinen Rucksack und lief zum

 Bahnhof. Ich freute mich, dass mein ICE mit nur wenig Verspätung losfuhr. Aber in Kassel-Wilhelmshöhe erwartete mich dann das Chaos. Kurzfristig war Schienenersatzverkehr eingerichtet worden mit nur zwei Bussen statt eines ganzen Zuges. Selbst nach 1 Std. Wartezeit kam ich kaum in den Bus herein und musste mich 45 Min. lang mit Rucksack auf dem Rücken auf kurvenreicher Strecke krampfhaft fest

halten um nicht zu fallen und niemanden anzustoßen. Zum Glück bekam ich dann im Zug von Warburg nach Paderborn noch einen Sitzplatz. Mit gut 1 Std. Verspätung kam ich erschöpft in Paderborn an. Zuhause angekommen, war die Anstrengung schnell vergessen und ich war glücklich den Weg am Ende so gut geschafft zu haben und glücklich wieder daheim zu sein.