Pilgerbericht Adventspilgern 2022 von Josef Lumme

Jakobusfreunde Paderborn informieren übers Pilgern

Adventspilgern 2022 – Von Zubiri bis Santo Domingo de la Calzada

(21. November bis 1. Dezember)

von Josef Lumme

Warum mache ich mich auf den Weg, und was treibt mich dazu an, aufzubrechen? Jeder hat dazu seine eigenen Fragen, sucht nach Antworten oder hat diese schon. Kulturelle, religiöse oder sportliche Gründe mögen für manche eine Antwort sein. Oder ist es vielleicht die Sehnsucht, der Wunsch nach Veränderung, in einer Krise mit dem notwendigen Abstand die richtige Entscheidung zu treffen?

Mindestteilnehmerzahl 14 Personen; Anmeldefrist verlängert bis 31.08.2022. So die Nachricht von Heinrich Spiegelmacher, Beauftragter für Gruppenpilgerreisen bei den Jakobusfreunden Paderborn Anfang August 2022.

Wenige Tage später dann die erfreuliche Nachricht: Es kann los gehen. Über WhatsApp und E-Mail-Gruppe werden wir über die Reiseplanungen von unserem Pilgerführer Ulrich Kryn immer bestens auf dem Laufenden gehalten. Alle können sogar aus einer Menükarte ihr Abendessen in den Bars bzw. Restaurants im Vorfeld wählen. Die Planungen erscheinen mir wie ein „Rund-um-Sorglospaket“. Bis auf das nicht zu beeinflussende Wetter wird alles bestens vorbereitet. Ein beruhigendes Gefühl, sich in guten (Pilger)Händen zu wissen.

War ich in Deutschland bisher auf meinen Pilgertouren allein unterwegs, sollte es diesmal eine erste (Gruppen)Erfahrung auf dem spanischen Camino Francés werden. Die Vorzüge des Alleinpilgerns waren mir sehr wohl bekannt. Aber dies in Spanien zu wagen, dazu fehlte mir vorerst der Mut.

Wer ist in der Gruppe dabei? Wie werden Ende November die Witterungsverhältnisse sein? Was packe ich in den Rucksack, und wie wird es mit dem Schlafen in den Herbergen (einer schnarcht ja immer) sein?

Na gut – lassen wir uns überraschen!

Aus was für Gründen und mit welchen Erwartungen die Mitpilger wohl dabei sind?

*„Lass die Leute reden und gehe deinen Weg“.

Anreise Montag:

So nach und nach treffen alle am 21. November auf dem Flughafen in Düsseldorf ein. Wer ist wer? Waren doch im Vorfeld Fotos und Informationen ausgetauscht worden. Unser Pilgerführer Uli Kryn freut sich über jeden, dem er an diesem Morgen eines der mitgebrachten gelben Shirts der Jakobusfreunde Paderborn aushändigen kann.

Check-in und Flug Richtung Bilbao – problemlos. Vor Ort erwartet uns nass-kaltes Wetter. Mit dem Bus fahren wir Richtung Pamplona. Ziel: Casa Paderborn. Dort begrüßt uns mit herzlichen Worten und einem heißen Kaffee Marianne als Hospitalera, bevor sie uns die Schlafplätze zuweist und auf die Hausordnung aufmerksam macht. Bei der anschließenden Kennenlernrunde kommt jeder mit seinen eigenen Anliegen und Vorstellungen sowie den Beweggründen seiner Teilnahme zu Wort. Eine bunt gemischte Gruppe mit unterschiedlichsten Lebens- und Pilgererfahrungen. Eine nette Überraschung überreichen Gabriele und Andrea mit einer schön gestalteten Karte. Aufschrift „Balsam für die Seele – Der bessere Weg“. Die Gruppe wird sich vertraut, und das soll sich bei den anstehenden Etappen noch weiter festigen. Marianne händigt uns die Pilgerpässe mit dem ersten Stempel der Casa Paderborn aus. Dazu gibt es die traditionelle Jakobsmuschel, die uns ab heute sichtbar begleiten wird.

Bevor wir in geselliger Runde das Abendessen im Restaurante Catachú genießen, nehmen wir am „Rosario“, dem Rosenkranzgebet in der Kathedrale teil. Obwohl ich meinen Rosenkranz dabeihabe, komme ich mit dem „Perlenzählen“ und der Supergeschwindigkeit des Betens durcheinander. Na ja, der gute Wille ist da.

In der Kathedrale drückten wir voller Stolz den Pilgerstempel der „Catedral de Santa María la Real de Pamplona“ in den Pilgerpass.

*„Ich laufe für unsere verstorbene Mutter, die in den letzten Jahren nicht mehr laufen konnte“.

Dienstag: Zubiri – Pamplona (21 km)

Wir starten mit dem Bus nach Zubiri. Dort überschreiten wir nach wenigen Metern eine mittelalterliche Bogenbrücke über den Fluss Arga – ein architektonisches Meisterwerk namens Puente da la Rabia, zu Deutsch: Brücke der Tollwut. Bis vor wenigen Jahren wurde an dieser Brücke ein ungewöhnlicher Brauch praktiziert: Die Bauern führten ihre Tiere um den Pfeiler der Brücke herum, um diese vor Tollwut zu bewahren. Ein idealer Platz, um die Etappe mit einem Tagesimpuls von Karl-Heinz zu beginnen.

„Brücken rufen uns zu, Gräben zu überschreiten, Vorurteile zu überwinden, aufeinander zuzugehen, zu verbinden was trennt. Sie laden uns ein, zu neuen Ufern aufzubrechen…“

Nach diesen anregenden Worten gehen wir, – jeder in seinen Gedanken versunken -, den vor uns liegenden Pfad schweigend bergan. Bei kühlen vier Grad und (noch) überwiegend trocken, genießen wir die wunderbare Strecke über schmale Pfade und beeindruckende Ausblicke. In der Ferne kündigt sich der nahende Winter mit seinen schneebedeckten Bergkuppen an. An zahlreichen Stellen überqueren wir den Río Arga über mittelalterliche Brücken. Fotomotive ohne Ende. Einsetzender Regen lässt uns einen Schritt schneller eilen.

So nach und nach treffen alle wieder in der Casa Paderborn ein. Sämtliche Heizkörper und Haken werden zum Trocknen der Regenkleidung beschlagnahmt. Marianne hat gut vorgeheizt, so dass wir nach dem Umkleiden gemeinsam in das Restaurant Cafetería Palace starten können.

 

*„Die Gruppe trägt mich und ich trage die Gruppe“.

 

Mittwoch: Pamplona – Puente la Reina (26 km)

Die heutige Tour soll nach der Ankündigung unseres Pilgerführers Uli eine Herausforderung werden.  Auf kräftigen Regen eingestellt und dementsprechend gekleidet pilgern wir nach dem Frühstück an der historischen Stadtmauer vorbei Richtung Ortsausgang. Eine anfangs monotone Strecke, die sich aber bald an einem steilen Anstieg als absolute Herausforderung herausstellt. Belohnt werden wir auf 750 m Höhe auf der Spitze des Alto del Perdón (Berg der Läuterung) mit einem wunderschönen Ausblick über die offene Landschaft sowie der eisernen Skulptur eines Pilgerzuges.

Der Aufenthalt ist nur von kurzer Dauer, da nach dem schweißtreibenden Anstieg der kalt pfeifende Wind nicht zum Verweilen einlädt.

*„Die größten Augenblicke im Leben sind die, in denen wir getan haben, was wir uns nie zugetraut hätten“.

Beim Abstieg über die Geröllmassen ist Achtsamkeit geboten. Nur nicht stürzen – Uli hat uns (vor)gewarnt. Ob jeder aus der Gruppe eine Reiseversicherung hat?

Nach einer Pause in Muruzábal machen wir einen lohnenswerten Umweg zur Kirche St. María de Eunate. Obwohl zahlreiche Kirchen entlang des Jakobsweges erbaut wurden, ist diese seit dem Jahre 1170 ein echtes Juwel und steht seitdem allein auf weiter Flur. Das Gebäude beeindruckt und dies wird beim Betreten noch intensiver. Bevor wir eintreten grüßen wir María mit dem dreimaligen Umschreiten der Kirche und dem „Salve-Regina-Lied“. Uli hat eine kleine Andacht vorbereitet und die besondere Atmosphäre bei dem Lied „Segne du Maria“ ist deutlich spürbar. Der spirituelle Impuls von Karl-Heinz „Der verbrannte Buddha“ rundet den Besuch in der Kirche ab. Der Blick auf das gemachte Gruppenfoto und den Stempel im Pilgerpass werden in Zukunft die Gedanken an diesen besonderen Ort in dankbare Erinnerung rufen.

In der Herberge Estrella Guía in Puente la Reina wurden wir sehr gastfreundlich aufgenommen. Für einige von uns war das Angebot einer Massage eine willkommene Wohltat, bevor wir uns das Abendessen im Restaurant La Plaza verdient haben.

*„Mich hat beeindruckt, wie sich Mitpilger offenbart haben“.

Donnerstag: Puente La Reina – Estella (22 km)

Das Frühstück ist ausgezeichnet. Jeweils 10 Personen können Platz nehmen. Danach gehen wir bei 6 Grad auf die Strecke. Bei Nico, dem jüngsten in unserer Gruppe, stellen sich schmerzhafte Magenprobleme ein. Er kann nicht mitlaufen und nimmt den Bus Richtung Estella. Den Ort verlassen wir über eine historisch sehenswerte Bogenbrücke des Río Arga. Der Blick zurück auf Fluss und Baulichkeiten lohnt sich.

 

*„Wer will, der findet den Weg, wer nicht will, der findet Gründe“.

Heute möchte ich meinen Weg allein gehen, im „Einzelzimmer“ sein und über Gott und die Welt nachdenken, den Gedanken freien Lauf lassen, nicht (so viel) reden müssen. Während der letzten Tage habe ich gute Gespräche geführt, die mich zum Teil sehr berührt haben. Darüber muss ich nachdenken – reflektieren. Entlang der Weinberge und Olivenhaine kommt Ehrfurcht und Dankbarkeit auf. An einem Autobahnabschnitt rast das Leben vorbei. Abseits davon: Ehrfurcht vor der Vielfalt der Schöpfung und den vielen Zeichen am Wege, die bei Achtsamkeit sichtbar werden. Dankbar bin ich für mein Da(bei)sein dürfen, für Gesundheit und Wohlergehen. Ich durfte auf einigen Kilometern Pilgerstrecke Sorgen und Nöte mit anderen teilen, habe zugehört und zugesprochen. Das wirkt nach. Freue mich dann auch wieder auf das gemeinsame Beisammensein, auf das Pilgermenü mit dem Rotwein am Abend.

*„Wohin wir auch reisen, wir suchen, wovon wir träumen und finden zum Schluss doch immer uns selbst“.

In der Mittagszeit treffen wir wieder aufeinander. Im Ort Lorca, in der Verbandsgemeinde Valle de Yerri, sind alle Bars geschlossen. Am Ortsausgang kommen wir an einer Metzgerei vorbei, schellen, und es wird uns aufgetan. Vor der Haustür machen wir kurze Rast und wärmen uns mit einem Heißgetränk aus dem Automaten auf. Besser als nichts! Nach einem spirituellen Impuls von Karl-Heinz machen wir uns wieder auf den Weg. Der Regen vom Vortag holt uns noch kräftiger ein.

Klitschnass kommen wir in Estella an – nur Erich, ohne Handy und allein unterwegs, ist verloren gegangen. In einer Bar kann er einen „Hilferuf“ in die Casa Paderborn absetzen, aus der Marianne, die während unserer Abwesenheit das Haus hütet, uns den Standort des verlorenen Pilgers durchgibt, und wir sind kurz darauf wieder komplett. Jakobus sei Dank!

Einige von uns bestaunen noch die Altstadt von Estella mit ihren zahlreich denkmalgeschützten Gebäuden und historischen Sakralbauten, bevor wir unser Pilgermenü im Restaurant Katxetas genießen.

*„Leben heißt leiden – daher lerne den Schmerz zu genießen“.

 

Freitag: Estella – Los Arcos (22 km)

Immer wieder beeindruckend die den Weg weisenden unterschiedlich schönen Muschelzeichen. So auch im Verlauf dieser Tagesetappe. Dazu nach wenigen Kilometern eine weinhaltige Überraschung am Brunnen eines Weingutes in Irache. Kostenlose Wein-, oder auch Wasserprobe an der künstlerisch gestalteten Außenwand gefällig? Es ist für uns ein Muss, die am Rucksack baumelnde Jakobsmuschel dafür zu nutzen.

Der Blick ist danach nicht „verklärt“, bietet doch das Panorama mit der ineinander übergehenden weinreichen Hügellandschaft, die sich am Ende zu einem sonnendurchfluteten Bergmassiv vereinen, die unterschiedlichsten Landschaftsbilder. Wie winzig ist doch der Mensch in Anbetracht dieser unendlich scheinenden Weiten.

*„Bist du glücklich, so genießt du die Musik. Bist du traurig, verstehst du den Text“.

Los Arcos scheint wie verwaist. Lediglich das Hundegebell zeugt von Leben. In der Pension „Los Arcos“ werden wir freundlich empfangen, und dieser positive Eindruck bestätigt sich ebenfalls beim Beziehen der Zimmer. Für Pilger gehobene Qualität.

Zum Abschluss des Tages treffen wir uns im Restaurant Mavi.

*„Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich“.

Samstag: Los Arcos – Logroño (28 km)

Laut Regenradar soll es der erste Tag ohne Nass von oben werden. Aufatmen! Nach einem etwas hektischen Frühstück brechen wir so nach und nach auf. Die Stadt hinter uns gelassen, sind die Landschaftsbilder über den Blick des Höhenplateaus von Viana mit seinen Weinbergen und Olivenhainen erneut einmalig schön. Wie gut, dass der Speicherplatz des Handys unendlich erscheint. Die geposteten Fotos unserer Frühaufsteher zeugen von einem imposanten Sonnenaufgang.

*„Pilgern ist für mich Tiefenentspannung“.

Ein innerer Prozess mit unendlich vielen Gedanken und Gefühlen bekommt mit jedem Schritt eine gewisse Eigendynamik, als der Blick auf den Wegesrand mit zahlreichen dort aufgeschichteten Steinmännchen fällt. Jeder Stein wird seine eigene Bedeutung haben, ja, wurde vielleicht sogar von zu Hause mitgebracht. Sorgen, Nöte, Wünsche und Ziele und viele andere Themen, die die Peregrinos auf dem Weg lösen oder loslassen konnten, davon zeugt jeder einzelne Stein.

*„Der Kopf hat keine Antworten. Das Herz hat keine Fragen. Welchem von beiden wirst du folgen“?

Kurz vor Logroño, an einem besonderen Haus mit bleibender Erinnerung pausieren wir. Hier wartet die Enkelin von Dona Felisa auf uns und stempelt voller Freude unseren Pilgerpass.

„CAMINO DE SANTIAGO (FELISA) HIGOS-AGUA Y AMOR” zu Deutsch: SANTIAGO’S STRASSE (FELISA) FEIGEN-WASSER UND LIEBE“, ist darauf zu lesen.

An dieser Stelle hat Doña Felisa dem Pilger Hape Kerkeling (Ich bin dann mal weg) Stempel und Getränke angeboten. Der Blick in das Tagebuch beweist es mit dem persönlichen Eintrag von Hape unter dem Datum 04/06/01 „Immer weiter voran! Gracias! Alles Liebe … Hape Kerkeling“

In der Albergue Logroño mit der Altstadtpension La Bilbania beziehen wir in Großraumzimmern unsere Stockbetten. Wie gut, dass wir unsere Schlafsäcke dabeihaben. Die Pilgersaison ist um diese Jahreszeit bereits beendet. Die Herbergseltern waren bis gestern im Urlaub und haben extra für uns geöffnet, die außergewöhnlich kalte Witterung sorgt für kühlte Räume. Sämtliche Heizkörper laufen auf vollen Touren. M. E. waren das die Eheleute der Herberge in Nájera

Einige von uns werden zur Vesper in der nahegelegenen Klosterkirche herzlich empfangen, bevor es in das Restaurant Café Moderno zum gemeinsamen Abendessen geht.

*„Der Weg gibt dir, was du brauchst. Auch wenn es gerade regnet: Wasser bedeutet Leben“.

Sonntag: Logroño – Nájera (29 km)

Da es in der Herberge kein Frühstück gibt, starten einige von uns schon früh am Morgen bei Dunkelheit. Unterwegs hoffen wir auf gute Einkehrmöglichkeiten.

Nach langem monotonem Weg durch die Stadt begleiten uns außerhalb der unterschiedlichsten Kunstwerke von Pilgerskulpturen entlang der mit roten Beeren behangenen Weinreben. Weinanbau soweit das Auge reicht. Die das Herz berührende Natur hinterlässt Eindrücke und die unübersehbaren bewundernswerten Jakobsmuschelsymbole leiten uns den richtigen Weg.

Nach der längsten Tagesetappe unserer Pilgerreise erreichen wir die Albergue Puerta de Nájera.

*„Wer andren eine Bank hinstellt, versteht den Sinn in dieser Welt“.

Montag: Najera – Santo Domingo de la Calzada (21 km)

Unsere letzte Etappe führt nach Santo Domingo. In der Herberge gibt es kein Frühstück, so dass wir in die an der Strecke liegenden Bars einkehren. Die reizvolle und abwechslungsreiche Region Navarra zeigt auf einer Hochebene von 700 m erneut ihr wunderschönes Gesicht und der Blick zurück ist lohnenswert. Die Feldfluren mit ihren rötlich-steinigen Böden sind gepflügt und für die nächste Aussaat vorbereitet. Wie beeindruckend mag die Landschaft erst im Frühjahr sein!? Der Gedanke, dass dieser Weg schon seit Jahrhunderten von Pilgern Richtung Santiago begangen wird, macht nachdenklich.

Auf der Strecke gibt es kaum Einkehrmöglichkeiten, so dass wir sehnsüchtig dem Golfhotel in Cirueña entgegeneilen. Leider geschlossen. Uli mit seinen guten Spanischkenntnissen erkundigt sich nach geöffneten Bars im Ort. In der Nähe des Rathauses werden wir fündig und so nach und nach treffen die meisten dort ein.

Bis Santo Domingo und dem „Hühnerwunder“ ist es nicht mehr weit. In unserer WhatsApp-Gruppe machen die ersten Aufnahmen von den hoch oben in der Kathedrale im Käfig gehaltenen Hühnern die Runde. Die entsprechende Geschichte dazu schildert eindrucksvoll unser Pilgerführer Uli.

Die Zeit drängt, da wir bereits um 16.00 Uhr unser Pilgermenü im Restaurant “La Gallina que contó“ einnehmen müssen, um zwei Stunden später am Busbahnhof zu sein.

Allerdings lässt der Bus länger auf sich warten, und wir nutzen die Gelegenheit für ein Gruppenfoto im Warteunterstand. Mal eine andere Perspektive.

Zurück über uns bekannte Städte führt die Fahrt in der Dunkelheit Richtung Pamplona. Unterwegs legt der Bus nach dem Rammen einer Hauswand, das aber niemanden sonderlich interessiert, eine Zwangspause ein. Abgesehen haben es die den Bus durchsuchenden Polizisten auf einen Fahrgast, der in Madrid eingestiegen ist. Ein etwas wunderlicher Einsatz, der wohl keinen sichtbaren Erfolg brachte.

Mit Verspätung treffen wir in Pamplona und etwas später in der wohlgewärmten Casa bei Marianne ein. Sie freut sich, dass wir alle gesund und munter zurück sind. So klingt der letzte Abend in gesellig-muckeliger Runde nach einem erlebnisreichen Tag aus.

*„Den Camino in der Gruppe zu laufen war schön, inspirierend ist er allerdings wohl nur allein“.

Dienstag: Zur freien Verfügung in Pamplona

Heute folgt ein pilgerfreier Tag in Pamplona, an dem uns José Miguel, der Präsident der Jakobusfreunde von Navarra, Sehenswertes seiner Stadt zeigt. Begleitet wird er von Christina, einer Vereinskollegin, die die Übersetzungen in die deutsche Sprache übernimmt, da die Erläuterungen naturgemäß nicht immer in der gängigen Alltagssprache durchgeführt werden.

Wir treffen uns an dem Hemingway-Monument vor der Stierkampfarena. Dann gehen wir, bei leider schlechtem Wetter, zum “Monumento al Encierro“, dass vor den Stieren sich in Sicherheit bringende Personen anlässlich der jährlich stattfindenden Stierhatzen zeigt. Sehr detailgetreu und realistisch. Die Stadtführerin schildert ausführlich den Ablauf des Stierkampfs und die nicht unumstrittenen Diskussionen dazu. Hier machen wir unser Gruppenfoto, für das wir alle unser gelbes Vereinsshirt angezogen hatten.

Von dort geht es zur Kathedrale, vorbei an den Stadtmauern und dem Bischofssitz.

Dort beweist Christina, wie wertvoll sie für uns ist. Zusammen mit der Führerin schildert sie uns anschaulich die Besonderheiten dieser beeindruckenden Kirche. Wir können sogar einen Turm besteigen, wobei José Miguel mitteilt, dass ihm das bei all seinen Besichtigungen bisher nicht ermöglicht worden ist.

Danach gehen wir zum Rathaus der Stadt Pamplona, welches unser Pilgerführer Uli als das für ihn schönste Rathaus auf dem Jakobsweg bezeichnet.

Den Rundgang beenden wir, wie bisher bei allen Adventspilgerreisen geschehen, im Café Iruña, dem Stammlokal von Hemingway.

Hier bedanken wir uns mit Losen der Weihnachtslotterie, genannt “El Gordo“, bei José Miguel und Christina. José Miguel seinerseits schenkt unserem Pilgerführer Uli, bereits zum zweiten Mal, ein rotes Halstuch, welches die Pamplonesen anlässlich der Feierlichkeiten zu San Fermín zu ihrer ansonsten weißen Kleidung tragen.

Mit den leckersten Tapas beenden wir die Stadtbesichtigung.

Zurück in der Casa lädt Uli zu einer Feedbackrunde ein. Es gab viele lobende Worte zur guten und bis ins Detail geplanten Organisation. Der Dank richtete sich auch an Heinrich Spiegelmacher und Hospitalera Marianne. Es wird der Vorschlag aufgegriffen, im kommenden Jahr die Anschlusstour in den Oktober vorzuziehen. Vorteile: Die Wetterlage wäre wahrscheinlich angenehmer und es sind mehr Bars sowie Herbergen geöffnet. Zudem ist davon auszugehen, dass sich in dieser Jahreszeit mehr Begegnungen mit anderen Pilgern ereignen werden.

Das letzte Abendessen nehmen wir wieder im Restaurant „Palace“ ein, bevor wir in geselliger Runde in der Casa die Reise Revue und den Abend ausklingen lassen.

*„Der Jakobsweg geht zu Ende. Die Zeit war etwas Besonderes. Ich kann es kaum in Worte fassen. Tolle Leute getroffen, viel erlebt und gesehen, gut gegessen. Viele Steine lagen auf dem Weg, aber ich habe gelernt, nicht stehen zu bleiben. Nur kurz ausruhen, die Gedanken schweifen lassen und die wunderschöne Aussicht genießen. Lächeln und weiter gehen. Ich bin aber sehr überzeugt, dass „der da oben“ uns auf dem gesamten Weg begleitet und beschützt hat“.

Da es keine Buslinie mehr zum Flughafen von Pamplona gibt, haben wir für den Folgetag einige Taxen bestellt, deren Nutzung von der Stadtverwaltung zu einem Preis von 0,70 € für jeden Pilger ermöglicht wird. Von Pamplona fliegen wir mit Umstieg in Madrid nach Düsseldorf. Alles klappt problemlos, bis auf einige Koffer, die nicht auf dem Förderband liegen und erst einige Tage später bei den Reiseteilnehmern ankommen.

*„Auch wenn die Zeit der gemeinsamen Pilgerreise äußerlich zu Ende gegangen ist, im Inneren wird sie uns, auch mit Abstand auf das Erlebte, weiter begleiten – Buen Camino“.

Wir waren gemeinsam unterwegs:

Annetrude Berger, Obrigheim; Thomas Casper, Paderborn; Claudia Hüppmeier, Berlin;

Petra Kaup, Paderborn; Dorothea und Erich Kowalski, Odenthal; Gabriele Kraus, Bruchsal;

Ulrich Kryn, Werl (Pilgerführer); Josef Lumme, Schmallenberg; Josef Mehl, Bensheim;

Karl-Heinz und Nico Nagel, Schifferstadt; Andrea Niederelz, Bruchsal; Marianne Pohl, Detmold (Hospitalera); Christiane Reinke, Geseke; Christian Sander, Büren; Agnes Spieker, Bad Driburg; Josef Stöttner, Marquartstein; Ursula Strotmann, Warendorf; Genia Vorwerk, Hemer; Alfons Wübbeke, Borchen-Etteln

* = Persönliche Aussagen einzelner Teilnehmer